1. Namensursprung
Nach dem namenskundlichen Duden steht der Name Rehbein für einen "schlanken, zierlichen oder flinken Menschen". Meine Vorfahren mit dem Namen Rehbein wanderten wohl in der Zeit des 30-jährigen Krieges (1618-1648) aus dem Göttinger Raum auf das Eichsfeld aus. Noch heute gibt es viele Namensträger Rehbein in der Nähe von Göttingen. Während des Krieges wurden rund um Göttingen viele Bauernhöfe zerstört. Auf dem benachbarten Eichsfeld überwog dagegen der Verlust von Menschen. So warb der Erzbischof von Mainz als weltlicher Herrscher über das Eichsfeld bereits während des Krieges Landbewohner zur Übersiedlung auf das Eichsfeld an, um leerstehende Höfe zu besiedeln, die Höfe zu bewirtschaften und das Land zu bestellen.
2. Der älteste namentlich bekannte Vorfahre mit dem Namen Rehbein:
Jakob in Geisleden
Kirchenbuch Geisleden 1 mit dem Sterbeeintrag von Jakob Rehbein:
"Anno 1691 den 26 Septembris ist Jacob Rehbein in Gott sehligen entschlaffen u. den nachgehenten Tag begraben worden."
Jakob Rehbein (ID 1472 und 3024) wurde um 1620 geboren und bekam zwischen 1650 und 1660 fünf Kinder in Geisleden. 1667 hatten brandenburgische Soldaten Quartier in Geisleden bezogen. Jakob Rehbein kaufte sich von Einquartierungen in seinem Haus für die sehr hohe Summe von 9 Reichstalern für 5 Tage frei. Ob er und seine Familie dadurch von Übergriffen der Soldaten verschont blieb, ist nicht überliefert. Die Zahlungen zeigen aber die große Angst der Dorfbewohner vor einquartierten Soldaten. Jakob Rehbein starb 1691 in Geisleden. Einer seiner Söhne war Valentin Rehbein.
3. Der erste Rehbein in Heuthen
Auszug aus dem Kirchenbuch 1 Heuthen: Heirat von Valentin Rehbein.
"Anno 1675 18t 9bris Valentinus Rebein Geislediensis filius Jacobs Rebein et Catharina Gasman filia Hans Gasman p. M."
Im Jahre des Herrn 1675 am 18ten November [heirateten] Valentin Rehbein aus Geisleden, Sohn des Jakob Rehbein und Catharina Gaßmann, Tochter des verstorbenen Hans Gaßmann."
Valentin Rehbein (ID 736 und ID 1512) wurde um 1656 in Geisleden geboren und heiratete 1675 nach Heuthen. Mit seiner Ehefrau Catharina Gaßmann hatte er fünf Kinder,
die zwischen 1676 und 1688 geboren wurden. Diese Linie der Familie Rehbein blieb mehr als 200 Jahre in Heuthen. Zeitweilig war der Name einer der häufigsten in Heuthen.
Durch die Auswanderung vieler männlicher Rehbein und die Geburt zahlreicher weiblicher Namensträger gibt es zur Zeit keine Bewohner mit diesem Nachnamen in
Heuthen.
4. Andreas Rehbein (1688-1779)
Taufeintrag im Kirchenbuch 1 von Heuthen:
"[Anno 1688] 10 May baptizati gemelli Valentini Rebeins junioris. Patrinus unius erat Andreas Kruse p. t. pistoris, altesius erat matrina filia Urbani Heygens junioris no[mine] Elisabeth."
"Im Jahre des Herrn 1688, am 10 Mai wurden dem Valentin Rehbein Zwillinge getauft. Paten waren erstens Andreas Kruse, zur Zeit Bäcker, und die andere Patin die Tochter von Urban Hey junior, genannt Elisabeth."
Anmerkung: Zu dieser Zeit erhielten die Täuflinge den Vornamen des Paten oder der Patin.
Eines der Kinder von Valentin Rehbein war Andreas Rehbein (ID 368 und 756). Er wurde 1688 in Heuthen geboren und heiratete Anna Maria Jünemann. Der Ehe entsprangen acht Kinder. Andreas starb im hohen Alter von 91 Jahren in Heuthen.
5. Johann Lorenz Rehbein (1720-1800)
Ein Sohn von Andreas Rehbein (ID 184 und 378) war der 1720 in Heuthen geborene Johann Lorenz Rehbein. Er war zweimal verheiratet. Gleich nach der Geburt des ersten Kindes seiner Ehefrau Maria Dorothea Hey starb diese im Kindbett. Das Kind überlebte die Geburt.
Zehn Jahre nach dem Tod seiner ersten Ehefrau heiratete Johann Lorenz Rehbein ein zweites Mal: die Dorfbewohnerin Maria Clara Jünemann. Mit ihr hatte er weitere sechs Kinder. Von Beruf war Johann Lorenz Rehbein Raschmacher. Er starb mit 80 Jahren.
6. Johannes Rehbein (1771-1832)
Es folgte in der Reihenfolge der Familie Rehbein Johannes Rehbein (ID 92). Er heiratete 1799 Anna Maria Maragaretha Günther und hatte mit ihr fünf Kinder. Johannes Rehbein arbeitete als Leinenweber und Raschmacher in Heuthen.
7. Gerechtigkeitshäuser der Familie Rehbein in Heuthen
Der oben genannte Stammvater der Heuthinger Linie Valentin Rehbein heiratete Catharina Gaßmann, die aus dem Tempel 68 stammte. Das Ehepaar ließ sich auf der anderen Straßenseite in einem kleinen Haus (Tempel 66) nieder und besaß eine ganze Gerechtigkeit. Noch 1821 wird es als einstöckiges Haus ohne Nebengebäude beschrieben. Nach dem Tod von Sohn Andreas Rehbein wurde die Gerechtigkeit unter seinen Söhnen geteilt. Johann Lorenz Rehbein bewohnte die Haus Nr. 66a (vor der Teilung Nr. 66) mit einer halben Gerechtigkeit. Kurz nach 1800 wurden zwei weitere Häuser auf dem Grundstück erbaut Haus Nr. 66c und Nr. 66d), so dass sein Sohn Johannes Rehbein 1/4 Gerechtigkeit besaß. Im Jahr 1835 heirateten zwei seiner Kinder. Während Tochter Anna Maria Rehbein den Ackermann Johann Franz Löffelholz ehelichte, heiratete ihr Bruder Heinrich Nikolaus Rehbein in das Haus der Familie Kruse in der Binge 72a. Ab diesem Zeitpunkt trug der Gerechtigkeitsbesitzer von Tempel 66a nicht mehr den Namen Rehbein sondern Löffelholz.
Das Stammhaus der Rehbein (alte Nr. 66, nach Teilung Nr. 66a) wurde bis zum Großbrand in der Alten Gasse/Tempel im Jahr 1921 bewohnt. Das Wohnhaus wurde durch das
Feuer so schwer beschädigt, dass es aufgegeben werden musste und fortan nur noch als Scheune genutzt werden konnte. Das direkt an der Straße liegende Haus Nr. 66b wurde 1822 unter Josef Bischoff
als Einfamilienhaus mit Stall und Scheune neu gebaut und danach in Haus Nr. 66a umbenannt.
Die Lage des Stammhauses Rehbein im Tempel 66 bzw. 66a (blau) vor und nach dem Großbrand von 1921. Das Wohnhaus wurde nach der Zerstörung aufgegeben und Haus Nr. 66b (an der Straße liegend in grün) in Haus Nr. 66a umbenannt.
8. Heinrich Nikolaus Rehbein (1810-1880)
Das erste von der Straße zurückliegende kleine Weberhäuschen hinter dem aufstehenden Hoftor in der Binge 72a wurde von Heinrich Nikolaus Rehbein mit seiner Frau Anna Margarethe Kruse und seinen neun Kindern bewohnt. Das Haus erwarb Heinrich Nikolaus Rehbein durch Einheirat.
Foto: Archiv Michael Gaßmann
Der Sohn von Johannes Rehbein, Heinrich Nikolaus Rehbein, bekam mit Anna Margaretha Kruse neun Kinder. Bemerkenswert ist, dass alle Nachkommen weiblich waren. Die männliche Linie fand damit in Heuthen ein Ende. Im Dorf war er nur unter dem Namen Johann Heinrich Rehbein bekannt. Seinen Taufnamen führte er nicht. Er arbeitete als Tagelöhner, Wollkämmer und Kattunweber. Daneben betrieb er ein wenig Landwirtschaft und wohnte in einem kleinen Weberhäuschen in der Binge 72a.
9. Franziska Rehbein (1851-1923)
Auszug aus dem Taufregister von Heuthen aus dem Jahr 1936 von Pfarrer Heinrich Ständer über die Geburt und Taufe von Franziska Rehbein (ID 23)
Als achtes Kind von Heinrich Nikolaus Rehbein wurde Franziska Rehbein (ID 23) im Jahr 1851 geboren. Am 8. August 1880 heiratete sie in Bernburg den Fabrikarbeiter
Michael Österheld. Die beiden wohnten in Waldau bei Bernburg und zogen nach der Hochzeit zum Geburtsort des Bräutigams nach Schönhagen. Zusammen mit ihrem Ehemann lebte Franzsika Rehbein
bis zu ihrem Tod im Jahr 1923 in Schönhagen.
Nach Erzählungen eines Messdieners (der spätere Heiligenstädter Schneidermeister Hans Österheld), der der letzten Ölung beiwohnte, hatte Franziska Rehbein pechschwarze Haare. Sie waren immer streng zu einem Knoten gebunden. Kurz vor ihrem Tod war Franziska Rehbein die Treppe vom Dachboden herabgefallen und hatte wohl Knochenbrüche. Davon erholte sie sich nicht mehr und war bis zu ihrem Tod bettlägerig.
ergänzt: 2022-05-03
kleinere Korrekturen: 2023-10-23 und 2023-11-12
Abschnitt 7 über die Gerechtigkeitshäuser im Tempel 66 ergänzt: 2024-11-25