Geschichte der Familie von Galitten (Galicki) und Termlack, von Pralis

 

1. Namensursprung und Vorbesitzer des Gutes am Blanksee

„Am Westrande des Großen Blanksees in der Südwestecke des alten Kammeramtes Heilsberg liegt die … Ortschaft … Galitten … Das Feld des Dorfes Gaylite beim See Ausclode wird zuerst in einer Urkunde vom 31. Dezember 1346 genannt. Der Name ist ohne Zweifel altpreußisch, und in seinem ersten Teil dürfte das Eigenschaftswort gaylis = weiß, blank enthalten sein, so daß Gaylitten etwa mit Weißenort oder Blankendorf übersetzt werden müsste, eine Bezeichnung, die seiner Lage am Blankensee entsprechen würde. Wohl von alters saßen Preußen hier [das baltische Volk der Prussen lebte hier vor der Ankunft des Deutschen Ordens], die dann vermutlich erst durch Bischof Hermann, aber vielleicht auch schon früher, 12 Hufen zu preußischem Recht verschrieben erhielten. Diese 12 Hufen in  Gayliten kauften ums Jahr 1376 Clauco, genannt von dem Felde, und sein Stiefsohn Tilko, der Sohn des verstorbenen Preußen Poglawun. …. Wenige Jahre später hat wohl des Bischofs Bruder Johann Sorbom, das Gut erworben. … [Nach dessen Tod verschreibt am] 13. Januar 1394 [der Bischof von Ermland] … seinem Getreuen Johannes Wargel 12 … Hufen in Gayliten … als erblichen Besitz.

Wahrscheinlich im 13-jährigen Städtekrieg [1454-1466] wurde das Gut Galitten wüst; wenigstens lagen seine Hufen unmittelbar nach dem Kriege ... verlassen da ... und fielen an die Herrschaft [den Bischof] zurück." [Röhrich: Die Kolonisation des Ermlandes. In: ZGAE 20 (1919) S. 1-227. S. 139-141]. Das Gut Termlack existierte 1346 noch nicht. [ZGAE 20, Seite 143].

 

 

Die Sage vom Blanken- und Simser-See
von Nick Grunert


Kleine Höhen, milde Täler,
Seen, die von Wald umrahmt;
Dieses war das Land der Pruzzen,
Dieses war ihr Heimatland.
Mitten wie im Traum geboren
Liegt darin der See Gallyt;
An den Ufern wohnte damals
Des Pruzzen-Fürsten Töchterlein,
„Marjella“ hieß die schöne Maid,
Der Pruzzen Liebling weit und breit,
Die Haut wie Alabaster rein,
Ihr lockig Haar kastanienbraun,
so war sie lieblich anzuschau’n.
An einem heißen Sommertag
Marjella ging zum Strand hinab;
Sie schwamm hinaus weit in den See
Bis niemand war in Ihrer Näh‘;
Doch plötzlich wie von Teufels Hand
Ein Wasser-Strudel vor ihr stand,
Ein Schrei, ein Gurgeln – Hilfe fleh’n
Marjella ward nie mehr geseh’n.
Groß war des Fürsten Traurigkeit,
Das Volk, es weinte weit und breit;
Man rief die Götter flehend an;
Bis es „Perkun“ zu Ohren kam,
Er war der mächt’ge Gott der Pruzzen.
Da sprach im Zorn der Perkun:
Du See Gallyt, Du sollst es büßen,
Deine Wasser sollen fließen
Strikt in Richtung Norden hin;
Um dem Fluche Kraft zu geben
Brauchte er die Zauberworte:
Simserim Sim Sim Sera,
Simserim Sim Sim Serim.

 

Und das Wasser brach die Ufer
Bahnte sich ein neues Bett,
Und es floss, so wie befohlen,
Richtung Norden bis Wargitt*.
Füllte dort des Tales Sohle
Mit dem Wasser des Gallyt.
Diesen Fluß, der da entstand,
Hat man Simser dann benannt,
Und der See, wo sie ergießt,
Ist als Simser-See benannt.
Doch Gallyt, einst tief und blau
Wurde flach, das Wasser grau.
Als des Kreuzes Ritter kamen
Ihn‘ der See fast weiß erschien,
Deshalb gab man ihm den Namen
„Blanco“, das ist weiß – Latein.
Später, wie ein jeder weiß,
Blankensee heißt er auf Deutsch.
Wand’rer hast Du einst das Glück,
Daß Dich Deine Füße tragen
In die Gegend von Gallyt,
Dann betracht‘ an stillen Tagen,
Dir den See und seine Ufer;
Leise hörst Du dann das Klagen
In der alten Bäume Wipfel
Um die schöne Maid Marjella
Die tief in die Fluten sank.
Und der Strand mit Ried gewachsen
Lispelt: „Simserim“ ganz leis‘;
Gib‘ den Göttern Deine Ehre,
Der Natur ein Lob und Preis.

 

*”Wargitt” war der pruzzische Name für Wernegitten, das urspünglich
als Schönfelde gegründet wurde.

 

Quelle: Heilsberger Heimatbrief 20 (2019), S. 22-23

 

2. Die ältesten Namensträger "von Pralis", "von Galitten und Termlack" und "Galicki"

Am westlichen Ufer des Blanksees im Ermland befindet sich das ehemalige Gutshaus Galitten. Über einen Zeitraum von mehr als 120 Jahren befand sich das Anwesen im Besitz von vier Generationen meiner Vorfahren (1528-1656). Ganz in der Nähe ist ein weiteres Anwesen (Termlack), das einen Teil des Gesamtbesitzes darstellt. 

Der älteste Vorfahre der Namenslinie, Peter von Pralis erwarb das Gut im Jahr 1528, sein Sohn benannte sich, wie es zu der Zeit häufig vorkam, nach dem Gut Sylvester von Galitten (oder in der polonisierten Form: von Galicki, gesprochen Galitzki). Bis zu seinem Enkel war das Gut in Familienbesitz (1656). Der Nachname Galitten (Galicki) stellt ein familiengeschichtliches Alleinstellungsmerkmal dar.  Da Sylvester von Pralis sich als erster nach dem Gut Galitten nannte und keine anderen Träger dieses Nachnamens bekannt sind, sind alle Galicki Nachkommen von Sylvester.

 

3. Erwerb des Gutes durch den Vorfahren Peter von Pralis und Besitz durch seine Nachkommen

 Am 28. Mai 1528 erhielt Peter von Pralis das Gut als Lehen „unter einem Reiterdienst, 1 Scheffel Weizen, 1 Scheffel Roggen, 1 Pfund Wachs und 6 … Pfennigen.“ [Röhrich: Die Kolonisation des Ermlandes. In: ZGAE 20 (1919) S. 1-227. S. 141].    

 „Peters Sohn, Sylvester von Pralis, ließ sich 1552 dieses Privileg erneuern [als Fußnote: das alte war beim Brand des Gutshauses zu Galitten zu Grunde gegangen] … Die Familie nannte sich von nun an nach ihrer Besitzung.“ [Matern, Georg;  Birch-Hirschfeld, Anneliese: Ermländische Güter und Vasallen im 16. Jahrhundert. In: ZGAE 27 (1939), S. 178-230. S. 197-198]. Aus Silvester von Pralis wurde Silvester von Galitten (oder Galicki). Silvester von Galitten wird auch in den Jahren 1569 und 1587 als Gutsbesitzer genannt.

„Um 1598 mußte Silvester Galitzky seinen Söhnen Hans und Georg Galitzky Anteile von Galitten einräumen. Die Brüder Hans, Georg und Paul werden in den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts als Inhaber dieses Lehnsgut bezeugt, 1621 ein Enkel Silvesters Peter Galitzki.“  [Matern, Georg;  Birch-Hirschfeld, Anneliese: Ermländische Güter und Vasallen im 16. Jahrhundert. In: ZGAE 27 (1939), S. 178-230. S. 198].                                            

 

Hans von Galitten übernahm das Gut Termlack. Wie lange dieses Gut schon im Familienbesitz war, ist unbekannt. Die Herren von Galitten und Termlack hatten das Gut Termlack also von spätestens 1598 bis zum Jahr 1653.

 

Georg von Galitten heiratete im Jahr 1601. Es ist demnach unwahrscheinlich, dass Peter von Galitten sein Sohn ist. In diesem Fall wäre Peter der Besitz im jungen Alter von höchstens 20 Jahren zugefallen. 

 

Demnach ist zu vermuten, dass Paul von Galitten der Vater des späteren Gutsherrn Peter von Galitten war.

 

Im Jahr 1650 wird ein Albertus Galicki in einer Schülerliste des Gymnasiums von Rössel genannt. Da auch er den Namen des Gutes Galitten trägt, ist er vermutlich ein Sohn des Gutsbesitzers Peter von Galitten.

 

Der Familienbesitz endet spätestens 1656 als ein neuer Besitzer genannt wird. Damit endet der Besitz der von Pralis (Galitten, Galicki) nach mehr als 120 Jahren auf diesem Gut. 

 

4. Das alte Gutshaus

Das auf den folgenden Bildern zu sehende Gutshaus stammt von einem der nachfolgenden Besitzer der Familie von Galitten und Termlack. Das alte Gutshaus müsste sich an gleicher Stelle oder in unmittelbarer Nähe befunden haben. Der name des Gutes Galitten bezieht sich direkt auf den Blanksee. Im prussischen bedeuten gay = blank und litten = Feld (Feld am Blanksee).

Bilder des Gutes im Internet tragen die Unterschrift: „Das Gutshaus hat eine malerische Lage am Blankensee (jez. Blanki). Vor der Fassade stehen vier schöne Linden. Der Park, der sich am Ufer entlang erstreckt, wurde nicht zerstört. Im Innern des Gutshauses hat sich die Dielentreppe mit ihrem verzierten Geländer erhalten und es gibt noch originale Fliesen- und Parkettfußböden.“

links: Blick von der Seeseite auf das Herrenhaus Galitten,

rechts: Blick aus Richtung  des Herrenhauses auf den Blanksee.

 

5. Die weitere Ahnenreihe nach den Kirchenbüchern

Da der Name Galitten (Galicki) erst von Sylvester von Pralis angenommen wurde, dürften alle Namensträger Galicki von ihm abstammen. Nach meinen bisherigen Recherchen und den Untersuchungen von Alfons Dietrichsdorf kommt der Nachname nur in der Umgebung des Gutes Galitten im Ermland vor (Seeburg, Ottendorf).

Die Nachkommen von Albert Galicki kennen wir nicht. Seine möglichen Kinder könnten im Zeitraum zwischen 1660 und 1680 geboren sein.

In der Seeburger Vorstadt wurde um 1711 Thomas Galicki geboren. Er könnte ein Enkel des oben genannten Albert Galicki sein.

 

 

 

 

 

Die Kirche  von Seeburg (Jesorany). Hier wurden vermutlich einige Generationen der Familie Galicki getauft. Der Ort liegt etwa 12 km östlich von Galitten entfernt.

Auch sein Sohn Johannes Galicki (errechnetes Geburtsjahr 1747) stammte aus Seeburg. Er heiratete die aus dem niederen Adel stammende Marianna von Moszarski. Aus seiner 2. Ehe stammt die am 30. März 1800 im Kirchspiel Groß Lemkendorf getaufte Rosalie Galicki ab. Geboren wurde sie in Ottendorf.

Hier endet die Familiengeschichte Galicki, denn Rosalie heiratete am 7. November Adalbert Sowa. Die beiden sind meine Ururgroßeltern.

 

6. Tabellarische Zusammenfassung der Vorfahrenreihe von Pralis, von Galitten (Galicki) und Termlack 

 

  Name                                       Geboren                             gestorben                          Wohnort

 

 1. Peter von Pralis                   um 1490                              vor 1552                           Galitten

 2. Sylvester von Pralis

    (Sylvester von Galitten)       um 1520                              um 1598                           Galitten

 3. Paul von Galitten                 um 1550                              vor 1621                           Galitten

 4. Peter von Galitten               um 1580                              um 1656                           Galitten

 5. Albert Galicki                       um 1630                                                                             ?

 6. N. Galicki                              um 1675                                                                             ?

 7. Thomas Galicki                   um 1711                                                                          Seeburg

 8. Johannes Galicki                errechnet 1747                  1822                       Seeburg/Ottendorf

 9. Rosalie Galicki                    1800                                     nach 1842                         Ottendorf

     verh. Sowa    

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  Weitere genealogische Reihe

 

10. Susanna Sowa                   1841                                    1926                   Ottendorf /Tengutten       verh. Grunenberg

11. Valentin Grunenberg         1879                                   1964             Tengutten/Wanne-Eickel 

12. Bruno Grunenberg             1909                                   1974                                Wanne-Eickel

13. Alfons Grunenberg            1954                                                                            Wanne-Eickel

 

2023-08-08 Gedicht vom Blankensee hinzugefügt